Graphical User Interface heißt übersetzt etwa "Grafische Benutzeroberfäche". Sie wurden entwickelt, um die Arbeit mit
Computern leichter zu machen, und um sie damit tauglicher für den Massenmarkt zu machen, denn das Eintippen von kryptischen
Befehlen mit vielen Parametern war und ist alles andere als benutzerfreundlich.
Die wesentlichen Konzepte einer solchen Oberfläche umfassen die Verwendung der Maus, von Icons und von Fenstern. Weite
Verbreitung fand ab 1984 das MacOS für den Apple Macintosh, dessen Design sich seitdem nicht grundlegend geändert hat.

Richtlinien für das Design einer solchen Oberfläche waren:
Stabilität
Der Computer reagiert nur auf Eingaben des Nutzers, beispielsweise Mausklicks oder Tastatureingaben. Nur dann führt der
Computer eine Aktion aus, nicht von allein, also ohne Nutzereingabe. Dies ist heutzutage kaum noch umsetzbar.
Sichtbarkeit
Alle Elemente, die der Nutzer manipulieren kann, sind auf dem Bildschirm sichtbar, man kann sofort alles überblicken. Wenn
man zum Beispiel beim Macintosh eine Diskette einlegt, erscheint ein entsprechendes Icon auf dem Monitor und man kann
sofort damit arbeiten. Aufgrund der massiven Vernetzung der Rechner sind heutzutage auch hier Einschränkungen gegeben.
Grafische Benutzeroberflächen wurden sehr schnell Standard und von fast allen Betriebssystemen übernommen, das bekannteste
Beispiel ist sicherlich Windows.
Anpassung ans Web
Bei der Entwicklung einer solchen grafischen Oberfläche kann der Designer davon ausgehen, daß die Hardware der Nutzer
relativ gleich sein wird. Er kann den Nutzer leiten, indem man zum Beispiel Menüpunkte grau markiert, wenn sie im aktuellen
Kontext keinen Sinn ergeben. Ebenso kann der Nutzer aufgefordert werden, bestimmte Eingaben zu machen, zum Beispiel auf
[OK] zu drücken. Und nicht zuletzt kann der Designer jeden Pixel auf dem Bildschirm kontrollieren.
All dies ist im Internet nicht gegeben. Das Design für Webseiten baut zwar auf Richtlinien für grafische Oberflächen auf,
muß aber an die speziellen Umstände im Internet angepaßt werden. Insbesondere gilt hier:
unterschiedlichste Nutzer
Beim Entwurf einer grafischen Oberfläche kann man davon ausgehen, daß die Nutzer sich Zeit nehmen, um sich in das System
einzuarbeiten. Dementsprechend ist zu erwarten, daß die Nutzer mehr oder weniger das gleiche Wissen über das System haben.
Im Internet ist dies nicht gegeben, dort surfen Freaks, die schon seit 10 Jahren online sind und jeden Trick kennen, und
gleichzeitig Einsteiger, die gerade ihre ersten Schritte im Netz machen. Auf diese große Breite der Erfahrungen muß man
achten, insbesondere, da Webseiten keine eingebaute Hilfefunktion oder ein Handbuch haben.
unterschiedlichste Hard- & Software
Hier gilt ähnliches wie für die Nutzer: Bei einer grafischen Oberfläche kann man davon ausgehen, daß die verwendete
Hardware relativ ähnlich ist, so daß die Anzeige auf allen Rechnern gleich aussieht. Im Internet gibt es nun nicht nur die
verschiedensten Rechnerplattformen, sondern auch die unterschiedlichsten Browser, alle mit ihren eigenen Schwächen bei der
Darstellung der Webseiten. Dies hat zur Folge, daß eine Webseite völlig verschieden oder im schlimmsten Fall nicht korrekt
angezeigt wird. Um dies zu verdeutlichen gibt es eine Seite mit einigen Screenshots:
Beispielseite für unterschiedliche Hard- & Software
keine Kontrolle über den Nutzer
Wie bereits beschrieben, kann man bei einer grafischen Oberfläche den Nutzer mehr oder weniger lenken, zum Beispiel durch
das Ausgrauen von Menüpunkten. Im Internet hingegen bestimmt der Nutzer, was passiert. Wenn dem Nutzer die Seite nicht
zusagt, so wird er sie sehr schnell verlassen. In diesem Zusammenhang spielt natürlich die Tatsache eine Rolle, daß die
Konkurrenz nicht weit weg ist, wenige Mausklicks oder die Eingabe einer URL genügen.
erst Usability, dann Kauf
Wenn man einen beliebige Sache kauft, merkt man meist erst hinterher, daß damit etwas nicht stimmt, zum Beispiel beim Kauf
eines Videorekorders: Erst beim Aufbau bemerkt man, daß die Batterien für die Fernbedienung fehlen oder daß die Anleitung
nur in Chinesich und Englisch ist. Zu diesem Zeitpunkt hat der Händler den Scheck bereits zur Bank gebracht, der Kunde ist
der Dumme.
Im Internet hingegen bemerkt man die Benutzbarkeit einer Seite, bevor man dort etwas bestellt. Sollte die Seite dem Nutzer
nicht gefallen, wenn zum Beispiel die Navigation unübersichtlich ist oder die Bedienung der Bestellfunktion nicht klar
wird, so wird der Nutzer nichts bestellen und stattdessen die Konkurrenz besuchen. Wer also schlecht benutzbare Seiten ins
Netz stellt, läuft Gefahr, keinen Umsatz zu machen, darum hat die Benutzbarkeit im Internet einen wesentlich höheren
Stellenwert.