2. Geschichte von Webbrowsern
Inhalt
2.1 HTML-Entwicklung
1990 entwickelte der Forscher Tim Berners-Lee vom Hochenergieforschungszentrum CERN in Genf eine Möglichkeit,
neben reinen Texten auch Formeln, Zeichnungen und Grafiken durch einfache Positionsangabe in den Texten
zu übermitteln. Diese Möglichkeit bekam den Namen HTML.
Sämtliche Seiten im Internet sind in der Sprache HTML geschrieben. Es handelt sich hierbei um einen Seiten-
beschreibungssprache, die es ermöglicht mathematische Berechnungen durchzuführen oder interaktive Elemente
darzustellen. Aktuell ist die Version HTML 4.0 und jeder moderne Browser sollte in der Lage sein, diese
Version halbwegs vollständig zu interpretieren. Die Entwicklung von HTML wird vom W3C gesteuert.
Als Nachfolger von HTML wurde bereits XML verabschiedet, welches wesentlich
flexibler und angenehmer zu programmieren ist. Diese Sprache konnte sich allerdings noch nicht durchsetzen,
da XML bis jetzt nur von den Browsern der neueren Generationen unterstützt wird.
HTML 1.0
HTML 1.0 enthielt HTML-Befehle für Standard-Elemente wie Überschriften, Textabsätze, für Grafikreferenzen
und natürlich für Verweise (Links). Vermutlich hätte es zehn Jahre bis zur nächsten HTML-Version gedauert.
Doch während HTML gerade mal als Version 1.0 offiziell war, begann der Erfolg des WWW und von WWW-Browsern
wie Mosaic und Netscape. Netscape 1.1 beherrschte
bereits Tabellen in HTML, da war der Sprachstandard 2.0 noch nicht einmal verabschiedet.
HTML 2.0
HTML 2.0 wurde im November 1995 offizieller Sprachstandard. Die Spezifikation für HTML ist beim W3-Konsortium
noch verfügbar. Die Version 2.0 von HTML gilt heute als der allerkleinste gemeinsame Nenner. Ein WWW-Browser,
der HTML 2.0 in seinen wesentlichen Befehlen nicht interpretiert, darf getrost als WWW-untauglich betrachtet
werden. Allerdings enthält HTML 2.0 durchaus Befehle, die bis zum heutigen Tag nicht von den großen
Browsern interpretiert werden.
HTML 3.2
HTML 3.2 wurde nach langen Diskussionen am 14.1.1997 offizieller Sprachstandard. Die Spezifikation zu HTML 3.2
ist auf den Seiten des W3-Konsortiums verfügbar. Endlich wurden zumindest Tabellen offizieller Bestandteil
von HTML und auch diverse Befehle zur physischen Textauszeichnung. Auf die Absegnung der berüchtigten Frames
aber warteten die Browser-Hersteller, zu denen mittlerweile auch Microsoft gehörte, vergeblich. Ebenfalls
nicht enthalten ist die Integration von Script Sprachen wie z.B. Java Script, obwohl die beiden großen
Browser Navigator und Explorer dies schon längst beherrschten.
HTML 4.0
HTML 4.0 wurde am 18.2.1998 als Sprachstandard verabschiedet. Die offizielle Spezifikation gibt es auf den
Seiten des W3-Konsortiums. HTML 4.0 segnet neben Frames auch die Einbindung von CSS
Style Sheets und von Scriptsprachen in HTML ab. Damit sind eigentlich fast alle heute weit verbreiteten
Ergänzungstechnologien für HTML offizieller Standard oder zumindest im Standard vorgesehen.
2.2 Browserentwicklung
Für den korrekten Transport der HTML-Daten war ein neues Protokoll erforderlich, dessen Bezeichnung
HTTP, das HypertextTransferProtokoll, lautet.
Dieses Hypertextsystem ermöglicht mittels sogenannter Hyperlinks bequem von einer Internet-Seite zu irgendeiner
anderen zu springen.
Browser wurden nun entwickelt, um die von HTTP-Servern ins Internet gestellten HTML-Seiten lesen zu können.
Der erste Browser hatte noch keinen richtigen Namen: Er hieß "World Wide Web". Entwickelt hatte ihm Tim Berners-Lee
etwa um 1990 herum. Später wurde dieser Browser, der gleichzeitig auch als HTML-Editor funktionierte, in
"Nexus" umbenannt. Er lief seinerzeit auf dem High End Betriebssystem NEXT.
Als Grundlage für alle heutigen Webbrowser dient, der von Marc Andresen 1993 entwickelte Browser Mosaic, der
als erster Browser eine grafische Oberfläche besaß.
Ende 1993 verließ Andreesen die Firma NCSA und gründete seine
eigene Firma mit dem Namen Netscape. Im Dezember 1994 erschien dann die erste Version des Netscape Navigators für
Windows 3.1 und diverse Unix Systeme. Die Version 1.0 entsprach damals exakt den HTML 2.0 Spezifikationen des W3C.
Die Firmen Microsoft und Opera zogen mit ihren Browsern, dem Internet Explorer1.0 und dem Opera1.0, im Oktober 1995
nach, konnten aber technisch nicht mit dem Netscape Navigator mithalten.
2.3 Der Browserkrieg und die Entwicklung
Die Version 1.0 des Netscape Navigators entsprach damals exakt den HTML 2.0 Spezifikationen des W3C. Im Juli 1995
erschien schließlich die Version 1.2 für Microsofts neues Betriebsystem Windows 95. Im Gegensatz zu heute war die
Software noch kostenpflichtig.
Der im Oktober 1995 veröffentlichte Navigator 2.0 stellte einen Quantensprung in der Entwicklung der Browser dar.
Diese Version brachte solch innovative Technologien wie Frames (Mehrfenstertechnik) und Java Script. Mit
Java Script war es nun erstmals möglich, interaktive Elemente auf eine Webseite zu bringen. All diese neuen Features
waren zum damaligen Zeitpunkt kein Bestandteil von HTML 2.0, wurden aber von den Web Designern begeistert aufgenommen.
Im selben Jahr veröffentlichte Microsoft die erste Version des Internet Explorers, der dem Netscape Navigator allerdings
technisch haushoch unterlegen war und fürs erste keine große Rolle spielte.
Im August 1996 folgte die Version 3.0 des Navigators, der zum damaligen Zeitpunkt eine absolute Monopolstellung innehatte.
Die neue Version verschaffte der Webseiten-Entwicklung wieder einen großen Schub. Erstmals war es möglich, mit
sogenannten Plug-Ins den Browser beliebig zu erweitern um beispielsweise Videos über das Internet anzuschauen.
Außerdem baute Netscape eigene Erweiterungen des HTML Standards ein um Programmierern größeren Komfort zu bieten.
Dies war auch dringend nötig, da das W3C immer noch bei alten HTML 2.0 Standard geblieben war.
Zeitgleich veröffentlichte Microsoft Version 3 des Internet Explorers, der technisch weitgehend mit dem Navigator
gleichziehen konnte. Da Microsoft nun fest entschlossen war, den Browser Markt an sich zu reißen, bot Microsoft den
Browser kostenlos an und implementierte den Browser in fast alle Microsoft Programme wie z.B. das Office Paket.
Außerdem koppelte man den Internet Explorer fest an das Betriebsystem Windows 95. Dies wurde Microsoft jedoch kurz
danach nach einer Klage von Netscape gerichtlich untersagt.
Da nun auch Microsoft anfing, proprietäre HTML-Erweiterungen zu verwenden, die nur vom Explorer interpretiert werden
konnten, brach ein Kompatibilitäts-Chaos aus und die Webseiten Entwicklung wurde erheblich erschwert, da man die meisten
zusätzlichen Befehle einfach nicht nutzen konnte.
Im Sommer 1997 preschte Netscape erneut nach vorne, veröffentlichte ein innovatives, erstklassiges Produkt und führte
als neuen Technologien Layer und Cascading Style Sheets ein. Um dem wachsenden Druck von Microsoft standzuhalten, bot
nun auch Netscape den Navigator kostenlos an. Da HTML 4.0 aber noch nicht komplett verabschiedet wurde, unterstützte
der Navigator zwar einen Großteil der neuen Befehle, aber längst nicht alle.
Um den Gerichtsbeschluss zu umgehen integrierte Microsoft den Internet Explorer 4.0 vollständig in das neue
Betriebssystem Windows 98. Da HTML 4.0 inzwischen komplett verabschiedet wurde, konnte der neue Explorer bei seinem
Erscheinen im Herbst 1997 mit einer besseren HTML-Kompatibilität, schnellerer Java-Interpretation und stärkerer
Stylesheet-Unterstützung aufwarten und zog so technisch erstmals am Navigator vorbei. Allerdings wurden die
Kompatibilitätsprobleme durch diesen Release nicht verkleinert, sondern weiter vergrößert, da Microsoft wieder
etliche neue Explorerspezifische Befehle integrierte.
Durch die Integration des Internet Explorers ins Betriebsystem hatte Microsoft nun eine Verbreitung von
ca. 50 Prozent erreicht. Netscape veröffentlichte 1998 zwar noch einmal ein größeres Update mit der Version 4.5,
welche bis auf eine leicht verbesserte Stylesheet-Unterstützung aber kaum Neuerungen brachte.
Im Frühjahr 1999 folgte ein weiterer Meilenstein : Microsoft veröffentlichte den Internet Explorer 5.0.
Erstmals war ein fast vollständig HTML 4.0 kompatibler Browser auf den Markt, der außerdem über doppelt so schnell
war wie sein Vorgänger und fast alle Level 1 CSS Befehle unterstützte. Netscape konnte dem zu diesem Zeitpunkt technisch
nicht dagegenhalten und war auch finanziell am Ende. Netscape Gründer Marc Andreesen gab deshalb im Sommer 99
den Programmkode des Navigators frei, damit freie Programmierer aus aller Welt das Programm weiterentwickeln können.
Koordiniert wird das ganze vom Projekt "Mozilla". Um die Firma vor dem Ruin zu retten, verkaufte Andreesen Netscape
an den bekannten Provider AOL.
Der neue Internet Explorer erfreute sich indes immer größerer Beliebtheit bei den Anwendern und vor allem bei den Web
Designern. Vor allem seine tolerante Browser Engine macht ihn durch seine großzügige Interpretation der Sprache HTML
bei Programmierern sehr beliebt, die nun auch begannen, vermehrt auf die Designhilfe CSS zu setzen.
Da der Navigator technisch überhaupt nicht mehr aktualisiert wurde und immer mehr eklatante Darstellungsfehler bei
modernen Web Seiten zeigte, stiegen immer mehr User auf den Explorer um. Im Moment hält der Internet Explorer über 80
Prozent Marktanteile und kann deshalb inzwischen als Standard angesehen werden.
Von dem "Browserkrieg" unbeeindruckt, veröffentlichte die Firma Opera Inc. inzwischen mehrere Versionen ihres
Alternativ Browsers "Opera". Diese Browser fällt vor allem durch seine geringe Größe und hohe Geschwindigkeit
auf.
Bemerkenswert ist hier, dass der Opera sich als einziger Browser vollständig an die HTML 4.0 Standards hält.
Leider bereitet genau dieses Feature dem Browser teilweise erhebliche Probleme, da viele Websites unsauber
programmiert werden und es durch die strikte Einhaltung der Standards teilweise zu erheblichen Darstellungsfehlern kommt.
Im Jahr 2000 erschien das erste Ergebnis der Mozilla Projekts : Netscape veröffentlichte seine neueste Browser Suite
mit dem Namen Netscape 6. Leider wurden die Hoffnungen der verbliebenen Netscape Fans restlos enttäuscht, da der
neue Navigator langsam, instabil und sehr fehlerhaft ist. Er ist inzwischen weder in der 4er, noch in der 6er Version
eine Alternative zum Internet Explorer.
Im Frühjahr 2001 kam Microsoft mit ihrer neuesten Browsersuite an den Markt, und zwar mit dem Internet Explorer 6 PP (Public
Preview), was die Betaversion, des für das kommende Betriebssystem "Windows XP" entwickleten Browser, darstellt. Die
endgültige Vollversion wird wahrscheinlich zusammen mit "Windows XP" auf den Markt kommen. Dem momentanen Bild nach zu
urteilen, bietet der IE 6.0 PP aber sinnvolle Verbesserungen im Detail, eine gute Performance und sauber implementierten
Support für Webstandards.
Für die zukünftliche Entwicklung dieses "Krieges" ist noch zu sagen,daß es sehr unwahrscheinlich ist,daß Netscape die verlorenen
Marktanteile zurückgewinnen wird, da mit dem übereilten Release des Netscape 6 viele Leute abgeschreckt wurden und eine Update erst
für den Herbst 2001 geplant ist. Die Zukunft des Navigators liegt wohl in den alternativen Betriebssystemen wie Linux oder BeOS.
Zu einer echten Alternative könnte sich allerdings der Opera Browser entwickeln, vor allem falls der Internet
Explorer wieder kostenpflichtig werden sollte. Solange aber die Darstellungsprobleme mancher Webseiten nicht
verschwinden, bleibt auch dieser Browser nur ein Nischenprodukt.
Kurzüberblick Netscape Navigator
Kurzüberblick InternetExplorers